Traum, Fantasie, Selbsterfahrung -

Manifeste und Bilder des Surrealismus

Die sogenannte Dada-Bewegung fand ihren Beginn 1916 in der Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich. Dada stand für Provokation und die Ablehnung aller bürgerlichen Werte und Konventionen und ebnete der surrealistischen Bewegung den Weg. Der Begriff Surrealismus (wörtlich: Über-dem-Realismus) bezeichnet eine allgemeine gesellschaftspolitische und künstlerische Bewegung, die sich in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte und etablierte und in der Literatur, im Film, in der bildenden Kunst und in zahlreichen Manifesten und Dokumenten ihren Niederschlag fand. Unzensierte Gefühle, Irrationalität, Visionen, Träume, das verborgene Unbewusste sollten in das Leben Eingang finden und dieses bereichern. Die Forschungen Sigmund Freuds stießen auf sehr großes Interesse. In der bildenden Kunst entwickelten Künstler eine neue Formensprache, die durch die Erfindung neuer künstlerischer Techniken gespeist wurde. Das Web-Seminar beleuchtet die Entwicklung von Dada und Surrealismus und erläutert Arbeiten der Künstler im Dialog mit Auszügen aus den surrealistischen schriftlichen Werken und Dokumenten. Zudem werden die Errungenschaften der neuen künstlerischen technischen Verfahren genau erklärt, so dass diese von interessierten Webseminarteilnehmern selbst ausprobiert werden können.

Grundlage der Werkauswahl ist die hochkarätige Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Erst in jüngster Vergangenheit, im Jahre 2016 wurde das Konvolut durch den Ankauf von Magrittes Gemälde Le Goût de l'Invisible von 1927 erweitert. Arbeiten anderer Sammlungen ergänzen die Werkauswahl. 

Eckdaten :

1914 – 1918 : Erster Weltkrieg hat tiefe gesellschaftliche und psychische Erschütterungen zur Folge.

1916 : Auftakt der antibürgerlichen Kunstbewegung Dada, Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich, Ablehnung aller herkömmlicher bürgerlichen und ästhetischen Werte.

2017 : Guillaume Apollinaire prägt den Begriff Surrealismus.

1918 : Kurt Schwitters Merz-Kunst

1919 : Kurt Schwitters Gedicht Anna-Blume

1919 : Kurt Schwitters, Die Merzmalerei

1919 : Louis Aragon, André Breton, Philippe Soupault gründen die Zeitschrift Littérature

1921 : André Breton trifft Sigmund Freud in Wien

1924 : erstes Surrealistisches Manifest von André Breton, diverse Ansätze werden deutlich: Traum, Fantasie, Assoziationen, Unbewusstes, Kunst als Selbstanalyse Sigmund Freuds Psychoanalyse und Schrift Die Traumdeutung (1900)

„Von dem Augenblick an…wo es gelingt, den Traum in seiner Integrität wiederzugeben…darf man die Hoffnung hegen, dass die Mysterien, die keine sind, dem großen Mysterium weichen werden. Ich glaube an die zukünftige Auflösung dieser beiden, scheinbar so gegensätzliche Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluten, in einer, wenn man so will, Über-Wirklichkeit.“

„Wir leben unter der Herrschaft der Logik.“

„Freuds Entdeckungen gebührt unser Dank.“

20er Jahre : Arbeiten bedeutender bildender Künstler des Surrealismus : Max Ernst, Joan Miró, Yves Tanguy, Julio Gonzàlez, René Magritte etc.

1925 : Max Ernst, Jenseits der Malerei, 1925

Erfindung und Ausarbeitung diverser künstlerischer Techniken: Frottage, Grattage, Décalcomanie, Oszillation, Collage, Écriture automatique, Cadavre Exquise, Empreinte

1930 : zweites Surrealistisches Manifest.

1948 (rückblickend) : André Breton, Le Cadavre exquis.

Ihre Dozentin

Dr. Ursula Margarete Schmitt-Wischmann ist Kunsthistorikerin und seit rund 30 Jahren als Museums- und Kunstpädagogin für die Kunstvermittlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe tätig. Sie hat ebenfalls Ihr eigenes Kunstatelier im Herzen Heidelbergs und gibt Kurse im Heidelberger Weststadthaus und einer Privatschule. Sie ist ebenfalls die Autorin des malerischen Werkverzeichnisses zu Max Kaus.

Lesetipps :

Patrick Waldberg, Der Surrealismus, Köln 1975.

Uwe M. Schneede, Die Kunst des Surrealismus, München 2006.

Werner Spies, Der Surrealismus – Kanon einer Bewegung, Köln 2003.

Als die Surrealisten noch Recht hatten – Texte und Dokumente – Hofheim 1983.

Die zwanziger Jahre – Manifeste und Dokumente, Köln 1976 (Hrsg. Uwe M. Schneede)

Sigmar Holsten, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Die Sammlung der Moderne, Heidelberg 1993.

Malerei des 20. Jahrhunderts (Bestandskatalog der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe), Petersberg 2011.

Unter freiem Himmel, Ausstellungskatalog der Kunsthalle Karlsruhe 2017.

Lothar Fischer, Max Ernst, Reinbek 2009.

Ralph Ubl, Max Ernst, Europa nach dem Regen, Karlsruhe 2007.