Was für eine Geschichte !
Was für eine Geschichte!
Es gibt zahlreiche Gründe, um sich mit Geschichte und Geisteswissenschaften zu beschäftigen, allen voran ein leidenschaftliches Interesse:
Ein leidenschaftliches Interesse daran, dieses fremde Land, das die Vergangenheit für uns darstellt, näher kennenzulernen – ein Land, das wir stets als Forscher ohne Kompass oder Karten betreten;
Ein leidenschaftliches Interesse daran, in eine Welt einzutauchen, die der unseren täuschend ähnlich ist und dennoch unzählige Unterschiede aufweist;
Ein leidenschaftliches Interesse daran, neue Fakten zu erfahren und wie eine Vielzahl kleiner Schätze zu sammeln;
Man kann sich aber auch als hartnäckiger Forscher mit Geschichte und Geisteswissenschaften befassen, getrieben von dem unbändigen Wunsch, die Dinge umfassend zu verstehen und bis ins Kleinste zu analysieren. Damit dies gelingt, muss man seine eigene Sicht der Dinge in dem Streben nach einer unmöglich zu erreichenden Unparteilichkeit in den Hintergrund rücken. Wie könnte man sonst Verwunderung über etwas verspüren, das man für selbstverständlich hält? Wie könnte man sonst die Tatsache verinnerlichen, dass Geschichte immer auch eine zeitgenössische Komponente aufweist?
Indem sie genau dies tun und dabei stets die vorhandenen Unterschiede aufzeigen, helfen uns Historiker, Archäologen, Soziologen, Ethnologen, Anthropologen und Wirtschaftswissenschafter dabei, Antworten auf die folgenden einfachen, aber wesentlichen Fragen zu finden:
- Was sind wir?
- Wer sind wir?
- Wie funktioniert das Zusammenleben?
Omnia sunt historiae
Wörtlich übersetzt bedeutet omnia sunt historiae so viel wie „alles ist Geschichte“ oder besser gesagt: Alles kann und muss Gegenstand der Geschichte sein. „Alles“ umfasst dabei unsere Handlungen, die Formen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Organisation, unsere architektonischen, künstlerischen und literarischen Werke, aber auch unser Weltbild, unsere Gefühle und Empfindungen usw.
Omnia sunt historiae verweist auch auf eine Passage von Isidor von Sevilla, die später von Thomas von Aquin übernommen wurde, laut der in necessitate sunt omnia communia, was so viel bedeutet wie „in der äußersten Not gehört allen alles“.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als sich am Oberrhein gerade der Bauernkrieg entzündet hatte, wurde der Spruch von Thomas Müntzer aufgegriffen, der nur den zweiten Teil übernahm und die Aussage „Alles gehört allen“ zum Programm machte. Erst kürzlich zierte dieser Spruch die Warnwesten der Gelbwestenbewegung auf den qualmenden Straßen von Paris.
Was sollte man daraus schließen, wenn nicht: omnia sunt historiae.