Abbild und Idee – Das Stillleben: Entstehung, barocke Blüte und Ausblick in die Moderne

Die Malerei der Stillleben ist ein wahrer Augenschmaus! Blüten im glitzernden Morgentau, edle Porzellane, fein gearbeitete Insekten, kostbarer Schmuck, leckere Speisen, exotische Früchte und edles Silber erfreuen das Auge. Die sogenannten trompe l´oeil Malerei zeigt die sichtbare Wirklichkeit in augenbetrügerischer Weise und übt bis heute eine große Faszination auf den Betrachter aus.

Aber welche Ideen und moralischen Lehren stecken hinter dem schönen Schein?

Der Vortrag zeichnet die Entstehung der Gattung der Stillebenmalerei am Ende des Mittelalters nach und entführt uns in die barocke Vielfalt des Themas in die Niederlande, nach Frankreich und Deutschland. Bedeutende Künstler-innen wie Clara Peeters, Jacques Linard, Samuel van Hoogstraten, Jacob Marrell, Willem van Aelst, Willem Kalf, Abraham van Beyeren, Jan Davidsz de Heem, Jan van Huysum und andere werden vorgestellt, die Kunst des großen Meisters Jean-Baptiste Siméon Chardin erläutert und die Brücke ins 19. Und 20. Jahrhundert zu Malern, wie etwa Max Beckmann geschlagen.

Die Besonderheit der einzelnen Werke wird mit ihrer tiefgründige Symbolsprache und ästhetischen Wirkkraft gewürdigt und die Teilnehmer-innen mit der Welt der Stillleben vertraut gemacht.

Eckdaten :

Definition Stillleben:

Das Stillleben ist die Darstellung mehrerer Gegenstände, deren Auswahl und Gruppierung nach inhaltlichen und ästhetischen Gesichtspunkten erfolgte, Insekten, kleinere Tiere und zuweilen auch der Mensch sind möglich (nach Lexikon der Kunst, Leipzig 1978).

Begriff „ Stillleben“ wird erstmals in einem holländischen Inventar als „Stilleven“ erwähnt. „stil“ bedeutet unbeweglich, „leven“ so viel wie Modell

1675 prägte der Kunstgeschichtsschreiber Joachim Sandrart den Begriff „stillstehende Sachen“.

Im 18. Jahrhundert wird das deutsche „Stillleben“ gebräuchlich, ebenso das französische „nature morte“.

Geschichte des Stilllebens :

Grundsätzliche Voraussetzung der Entstehung des Stilllebens war, dass die sichtbare Wirklichkeit als bedeutungsvoll und darstellungswürdig am Ende des Mittelalters empfunden wurde.

Mitte des 16. Jahrhunderts : erste eigenständige Stillleben in den Niederlanden.

1581 : Unabhängigkeitserklärung der nördlichen Provinzen der Niederlande, Abspaltung von den südlichen Provinzen, Holland als „bürgerlicher Staat“ entsteht.

17. Jahrhundert : Entwicklung des Stilllebens in vielen Spielarten insbesondere in den nördlichen Provinzen der Niederlande.

Spezialisierung der Stillleben Maler: Blumen-, Frühstücks-, Frucht-, Vanitas-, Prunk-, Jagd-, Tierstillleben etc.

Symbolische, theologische und moralische Lehren und Warnungen liegen den Malereien zugrunde, ein Vorbild dazu war beispielsweise der „Zinnepoppen“ (Sinn-Figuren) von 1614, ein Emblembuch von Roemer Pietersz. Visscher.

19. und 20. Jahrhundert : die Stilllebenmalerei erhält neue inhaltliche und künstlerische Konnotationen.

TEIL 1

Teil 2

Ihre Dozentin

Dr. Ursula Margarete Schmitt-Wischmann ist Kunsthistorikerin und seit rund 30 Jahren als Museums- und Kunstpädagogin für die Kunstvermittlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe tätig. Sie hat ebenfalls Ihr eigenes Kunstatelier im Herzen Heidelbergs und gibt Kurse im Heidelberger Weststadthaus und einer Privatschule. Sie ist ebenfalls die Autorin des malerischen Werkverzeichnisses zu Max Kaus.

Lesetipps :

Stillleben Alter Meister, Niederländer und Deutsche, Hrsg. Vereinigung der Freunde der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, 1983.

Stillleben Alter Meister, Franzosen, hrsg. von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1986.

Stillleben aus vier Jahrhunderten, hrsg. von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe, 1985.

Von Schönheit und Tod, Tierstillleben von der Renaissance bis zur Moderne, Hrsg. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Ausstellungskatalog 2011).

Sybille Ebert-Schifferer, Die Geschichte des Stilllebens, München 1998.

Martina Sitt, Hubertus Gaßner (Hrsg.) Spiegel geheimer Wünsche, Stillleben aus fünf Jahrhunderten, München 2008.