vom goldgrund bis zur traumnatur
Seit Jahrhunderten bildet das Sujet der Landschaftsmalerei ein wichtiges Thema der europäischen Kunstgeschichte. Doch wie verschiedenartig haben sich Künstler diesem Thema gewidmet! Der mittelalterliche Goldgrund wird abgelöst durch das Bemühen der Renaissancekünstler, eine naturalistisch zentralperspektivisch durchkomponierte Landschaft zu gestalten.
Im 17. Jahrhundert schafft Claude Lorrain ein idealisiertes lichtdurchflutetes Arkadien, während holländische Künstler die heimische Landschaft thematisieren.
Die Aufklärung konfrontiert die Landschaftsmalerei mit einem neu erwachten naturwissenschaftlichem Interesse und zu Beginn des 19. Jahrhunderts erleben wir den großen Romantiker Caspar David Friedrich. Pleinair-Studien unter anderem der Barbizon-Künstler bereiten die impressionistische Landschaft vor.
Das 20. Jahrhundert bringt die Landschaft in expressiver Farbigkeit hervor und Paul Klee beeindruckt uns mit seinen Traumlandschaften.
Das Webseminar bietet einen exemplarischen Rundgang durch die Landschaftsmalerei der letzten 600 Jahre und beleuchtet anhand großer ganz unterschiedlicher Meister, wie Lucas Cranach, Claude Lorrain, Claude Monet, Caspar David Friedrich, Erich Heckel oder Paul Klee und anderen die verschiedenen Blickwinkel der Epochen und Künstler auf unser Thema. Wie aktuell die Landschaft in der Kunst noch immer ist, zeigt die Jubiläumssausstellung „Inventing Nature“ der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, die am 24. Juli 2021 eröffnet wird.
Eckdaten :
Um 1460 : Der Meister vom Bodensee gestaltet Maria mit dem Kinde auf dem Rasen mit Goldgrund.
Um 1500 : Michel Haider malt den Hohenlandenberger Altar sowohl mit Goldgrund als auch naturalistischen Landschaftselementen.
Um 1518 : erscheint Lucas Cranachs Maria mit dem Kind vor einer fein durchgearbeiteten Landschaftskulisse.
17. Jahrhundert : Claude Lorrain gestaltet seine nach dem Goldenen Schnitt konzipierten, stimmungsvollen arkadischen Landschaften, Die Anbetung des goldenen Kalbes, 1653.
1641 : Jan van Goyen malt die heimische Landschaft, Holländische Flachlandschaft mit Schlittschuhläufern.
Im 18. Jahrhundert fokussiert die Malerei der Aufklärung ein naturwissenschaftliches Interesse, Claude-Joseph Vernet malt Der Sturm, 1752, Pierre-Jacque Volaire, Der Ausbruch des Vesuvs, 1771.
Die Kompositlandschaft Heroische Landschaft mit Regenbogen von Joseph Anton Koch entsteht 1805.
Um 1825 erfindet der große romantische Künstler Caspar David Friedrich sein Felsenriff am Meeresstrand.
Um 1826/27 malt der berühmte „Barbizon- Künstler“ Camille Corot sein Felsiges Waldtal bei Civita Castellana.
Johann Wilhelm Schirmer schafft 1836 seine Meeresstudien in der Normandie, die wie ein Vorläufer des Impressionismus anmuten.
In den 70 er Jahren des 19 Jahrhunderts entwickelt maßgeblich Claude Monet den französischen Impressionismus, Die Seine bei Rouen, 1874.
Maurice de Vlaminck malt 1906 Die Landschaft bei Chatou in expressiver Farbigkeit.
1911 : Erich Heckels Ballspielende (Badende).
Paul Klee verzaubert mit seiner 1924 gemalten traumhaften Flussbaulandschaft.
Ihre Dozentin
Dr. Ursula Margarete Schmitt-Wischmann ist Kunsthistorikerin und seit rund 30 Jahren als Museums- und Kunstpädagogin für die Kunstvermittlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe tätig. Sie hat ebenfalls Ihr eigenes Kunstatelier im Herzen Heidelbergs und gibt Kurse im Heidelberger Weststadthaus und einer Privatschule. Sie ist ebenfalls die Autorin des malerischen Werkverzeichnisses zu Max Kaus.
Lesetipps :
Kirsten Claudia Voigt, Leonie Beiersdorf, Inventing Nature, Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 24. Juli bis 31. Oktober 2021, Köln 2021.
Kirsten Claudia Voigt, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, München/Berlin 2019 (darin Auswahlbibliografie).
Kirsten Claudia Voigt, Pia Müller-Tamm (Hrsg.) Unter freiem Himmel, Katalog zur Ausstellung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 18.2. bis 27.8. 2017, Bielefeld/Berlin 2017.
Norbert Wolf, Landschaftsmalerei, Köln 2008.
Nils Büttner, Die Geschichte der Landschaftsmalerei, München 2006.