das antike athen :

die erste demokratie der weltgeschichte

Vor 2500 Jahren entstand im Stadtstaat Athen, im Schatten der Akropolis, eine Verfassungsform, die von den Griechen „Demokratie“ („Volksherrschaft“) genannt wurde. Ein revolutionärer Vorgang, denn in allen anderen griechischen Staaten der damaligen Zeit gab es durchweg monarchische oder oligarchische Verfassungen. Wie kamen die Athener auf die Idee, nicht einen König oder den Adel, sondern das Volk herrschen zu lassen? Die Antwort ist überraschend: Weder war die Demokratie das Ergebnis einer Volksbewegung, noch war überhaupt beabsichtigt, eine Herrschaft des Volkes zu installieren. Als sie da war, wurde sie von den meisten Athenern aber mit viel Engagement angenommen. Jedoch gab es auch namhafte Kritiker. Intellektuelle wie der berühmte Philosoph Platon hielten das Volk nicht für fähig, kluge, emotionsfreie Entscheidungen zu treffen.

Der Vortrag zeichnet anschaulich und kompakt die wichtigsten Stationen auf dem Weg zur Demokratie nach. Gezeigt wird auch, wie die Demokratie funktionierte. Weil die athenische Demokratie eine direkte Demokratie war, stellte die Volksversammlung das wichtigste politische Gremium dar.

Allerdings durften bei dem Projekt Demokratie nicht alle mitmachen, so waren Frauen, Fremde und Unfreie ausgeschlossen. Die wichtigsten Ämter wurden im Losverfahren vergeben. Bei einer Wahl, so fürchteten die Athener, würden zu viele irrationale, sachfremde Motive eine Rolle spielen. 

Gefahr drohte der Demokratie durch Demagogen. So nannten die Griechen Politiker, die in den Versammlungen den Ton angaben und sich von „Volksführern“ (so die eigentliche Bedeutung des Wortes) zu „Volksverführern“ wandelten. Doch die Demokratie erwies sich auch in schwierigen Phasen letztlich als stabil. Dass sie nach gut 200 Jahren Bestand unterging, lag nicht an den Athenern selbst.

Können wir aus den Erfahrungen der Griechen mit ihrer Demokratie lernen? Diese Frage steht am Schluss des Vortrages und schlägt damit einen Bogen von der Antike in die Gegenwart. 

Eckdaten :

510 v. Chr. : Sturz des Tyrannen Hippias.

509 v. Chr. : Reformen des Kleisthenes: Neueinteilung Attikas, Einrichtung demokratischer Institutionen, Erfindung des Scherbengerichts.

487 v. Chr. : Das Archontat, das höchste zivile Amt, wird zu einem Losamt.

482 v. Chr. : Flottenbauprogramm des Themistokles zur Verteidigung gegen die Perser. Die zum Ruderdienst eingeteilten Athener erhalten weitere Rechte bei der politischen Mitwirkung.

462 v. Chr. : Verfassungsreform des Ephialtes und des Perikles: Beginn der „radikalen“ Demokratie. Zahlung von Diäten für den Besuch der Volksversammlungen.

404 v. Chr. : Abschaffung der Demokratie nach dem Sieg der Spartaner im Peloponnesischen Krieg auf Druck der Sieger.

403 v. Chr. : Wiederherstellung der demokratischen Ordnung.

322 v. Chr. : Endgültige Abschaffung der Demokratie. Athen wird wieder von Oligarchen regiert.

dienstag, 20. JULI 

10:00 UHR

Ihr Dozent

Prof. Dr. Holger Sonnabend lehrt Alte Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart. Neben seiner akademischen Tätigkeit leitet er historisch-archäologische Studienreisen rund ums Mittelmeer.


Er publizierte unter anderem Katastrophen in der Antike, Darmstadt/Mainz 2013 ; Nero. Inszenierung der Macht, Darmstadt 2016 ; und Antike 100 Seiten, Stuttgart 2017.

Lesetipps :

Moses I. Finley: Antike und moderne Demokratie, Stuttgart 1980 (Neudruck 2005)

Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte, Berlin 2004

Angela Pabst: Die athenische Demokratie, 2. Auflage München 2010