Konstantinopel als neues Zentrum im Osten des römischen Reiches: Von den Anfängen bis Justinian

476 ging das römische Reich im Westen unter. Im Osten überlebte es dagegen in einer neuen mittelalterlichen Gestalt bis zum Abschluss der osmanischen Eroberung im Jahre 1453. Wie schon der Name „byzantinisches Reich“ verrät, war die Existenz dieses östlichen Reiches eng mit der Metropole Konstantinopel verbunden. Unmittelbar nach seinem großen Sieg gegen den östlichen Rivalen Licinius hatte Konstantin 324 das alte Byzanz, das am Übergang von Europa nach Asien lag, zu seinem eigenen Ruhm in Konstantinopel umbenennen lassen. 328 wurden von diesem Kaiser die Umrisse einer neuen gigantischen Stadtanlage festgelegt, die 330 eingeweiht wurde. Die Stadt wuchs anschließend - nach einer kurzen Phase der Stagnation - rasch an, bis sie Rom und die übrigen Großstädte im römischen Mittelmeerraum überflügelt hatte. Das lag vor allem daran, dass die östlichen Kaiser seit Theodosius dem Großen dort kontinuierlich residierten. Die Stadt entwickelte sich jenseits ihrer politischen Bedeutung auch zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Römischen Reichs in der Spätantike. Ihr Prosperieren zeigt sich darin, dass die ursprüngliche Begrenzung der Stadt bereits im 5. Jahrhundert zu eng wurde und mit der sogenannten theodosianischen Mauer ein wesentlich größeres Areal abgegrenzt wurde. Als religiöses Zentrum konkurrierte Konstantinopel mit Rom und den Patriarchensitzen von Alexandreia und Antiocheia. Die religiöse Bedeutung, die die Stadt allmählich erlangte, ist heute noch in der imposanten Hagia Sophia erkennbar, deren Architektur die Harmonie von politischer Macht und christlichem Glauben zum Ausdruck bringt. Schon vor der definitiven Kirchenspaltung im 11. Jahrhundert stand der Patriarch von Konstantinopel, der sich in der Regel der Rückendeckung des Kaisers sicher sein konnte, wiederholt in Konflikten mit dem römischen Papst. 

Der Vortrag erläutert die Umstände der Gründung Konstantinopels, insbesondere die Frage, von welchen Überlegungen sich Konstantin leiten ließ, ob er etwa ein neues Rom oder ein neues christliches Zentrum gründen wollte. Dargelegt werden die möglichen politischen Motive, etwa strategische Überlegungen, welcher Platz in Bezug auf die römischen Grenzen im Balkan und im Orient besonders günstig war. Erläutert werden abschließend einige Grundlinien der urbanen Entwicklung bis zur Herrschaft Justinians.

Eckdaten :

284-305 : Regierung Diokletians und seiner Kollegen (sogenannte Tetrarchie). Residenzbauten in Nikomedeia, Thessalonike, Trier. 

306-337 : Regierung Konstantins des Großen. 

324 : Konstantin besiegt Licinius und benennt Byzanz in Constantinopolis (Konstantinopel) um. 

328-330 : Anlage und Einweihung der neuen Stadtgründung.  

381 : Konzil von Konstantinopel. Konstantinopel wird als „Neues Rom“ bezeichnet. 

395 : "Teilung" des Römischen Reiches.  

395-408 : Kaiser Arcadius.  

408-450 : Kaiser Theodosius II. Errichtung der Theodosianischen Landmauern.  

451 : Konzil von Chalcedon. Patriarch von Konstantinopel erhält zweiten Rang nach römischem Papst.  

527-565 : Kaiser Justinian. Errichtung der Hagia Sophia. 

Ihr Dozent

Bruno Bleckmann ist seit 2003 Professor für Alte Geschichte an der Universität Düsseldorf. Sein Spezialgebiet ist die Historiographie der Spätantike. Er hat auch Publikationen zur griechischen und römischen Geschichte vorgelegt, darunter: Die römische Nobilität im Ersten Punischen Krieg, Berlin 2002; Die Germanen. Von Ariovist bis zu den Wikingern, München 2009; Der Peloponnesische Krieg, 2. Auflage, München 2016. 

Lesetipps :

Peter Schreiner, Konstantinopel. Geschichte und Archäologie, München 2015.  

Bruno Bleckmann, Konstantin der Große, 5. Auflage, Reinbek 2007.  

Hartwin Brandt, Das Ende der Antike. Geschichte des spätrömischen Reiches, München 2001.