Sultan Baibars und das frühe Reich der Mamluken in Ägypten und Syrien
Das 13. Jahrhundert stellt für den Nahen Osten eine Zeit großer Umbrüche dar. An der Levanteküste waren die Kreuzfahrer mit kleineren Herrschaften präsent, auf der islamischen Seite herrschte die einst von Sultan Saladin begründete Familienföderation der Ayyubiden. Oft uneins, paktierten die Herrscher dieser Teilreiche oft gegeneinander und überzogen sich gegenseitig mit Fehden und Kriegszügen. In ihren Armeen befanden sich zunehmend türkisch-stämmige Militärsklaven vom Nordrand des Kaukasus, die Mamluken. Der letzte Herrscher der Ayyubiden in Ägypten, Sultan as-Salih Ayyub, machte diese Mamlukenregimenter zu seiner persönlichen Machtstütze und formte sie zu einer besonders gut ausgebildeten Eliteeinheit. Als Offizier in ihren Reihen trug Baibars zu ihren besonderen militärischen Erfolgen bei. So schlug dieses Mamlukencorps König Ludwig IX. bei seinem Kreuzzug in Ägypten. Viel bedeutsamer ist jedoch der Sieg der Mamluken über die in den Nahen Osten vorrückenden Mongolen, in dessen Folge Baibars an die Macht gelangte. In seiner 17-jähriger Herrschaft schuf Sultan Baibars ein festes Staatswesen, das Syrien und Ägypten für 250 Jahre vereinen sollte. Ein Blick auf diese besondere „Gründerzeit“ lässt eine ferne Epoche wieder lebendig werden.
Eckdaten :
1250 : Tod von Sultan al-Malik as-Salih Ayyub in Ägypten; Sieg der Mamluken über Ludwig den Heiligen in Ägypten; Herrschaft von Shajarat ad-Durr.
1250-1257 : Herrschaft von Sultan Aibak.
1254 : Flucht von Baibars nach Syrien.
1257-1259 : Herrschaft von Sultan Nur ad-Din Ali.
1259 : Sultan Qutuz.
1260 : Schlacht von Ain Djalut, Sieg der Mamluken über die Mongolen, Ermordung von Qutuz.
1260-77 : Sultan Baibars.
1268 : Eroberung von Antiochia.
1272 : Eroberung des Krak des Chevaliers.
1277-79 : Sultan Baraka Qan.
1279 : Kurze Herrschaft von Sulamish.
1279-1290 : Sultan Qalawun.
Ihr Dozent
Dr. Hans-Ulrich Kühn studierte Geschichte und Islamwissenschaften in Tübingen, Aix-en-Provence und Damaskus. Seit 25 Jahren arbeitet er als Studienreiseleiter im Nahen und Mittleren Osten und ist ein guter Kenner der Region. Darüber hinaus ist er als freier Dozent in der Erwachsenenbildung an zahlreichen Einrichtungen tätig. Er promovierte über ein Thema aus der Spätzeit der Kreuzzüge mit arabischen Quellen und Handschriften des 13. Jahrhunderts. Die Dissertation ist unter dem Titel Sultan Baibars und seine Söhne, Frühmamlūkische Herrschaftssicherung in ayyūbidischer Tradition (Mamluk Studies 18) bei V&R in Göttingen veröffentlicht.
Lesetipps :
Hans-Ulrich Kühn, Sultan Baibars und seine Söhne, Frühmamlūkische Herrschaftssicherung in ayyūbidischer Tradition. Göttingen 2019.
Ulrich Haarmann, Der arabische Osten im späten Mittelalter, in: Ulrich Haarmann (Hrsg.), Geschichte der Arabischen Welt, München 52004, 217-263.
Doris Behrens-Abouseif (Hrsg.), The Arts of the Mamluks in Egypt and Syria - Evolution and Impact. Göttingen 2012.