Kunstraub! Internationale Fallgeschichten der letzten 50 Jahre

Ausgeschaltete Alarmanlagen, falsche Polizisten, mysteriöse Fassadenkletterer und das organisierte Verbrechen – dieses Geflecht bildet den Stoff für ganz reale Kunstkrimis, die sich in den letzten 50 Jahren weltweit ereigneten. In unserem Vortrag geht es um dreiste Kunstdiebstähle am helllichten Tag und bewaffnete Raubüberfälle bei Nacht und Nebel, aber auch um die kunsthistorische Einordnung einiger der entwendeten Werke und um manch eine glückliche Rückkehr an ihren angestammten Platz.

Ein Beispiel mit Happy End ist der Kunstdiebstahl von Gotha: 1979 verschwanden aus Schloss Friedenstein fünf Gemälde deutscher, flämischer und holländischer Altmeister wie Anthonis van Dyck oder Frans Hals vermeintlich auf Nimmerwiedersehen. Etwa auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs? Die Überraschung war groß, als die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha im Jahre 2018 Informationen über ihren Verbleib erhielt und 2020 wieder in ihren Besitz gelangte. Ausgehend von den mittlerweile restaurierten Meisterwerken sowie weiteren Lost&Found-Fällen bereitet die Stiftung für 2021/22 eine Sonderausstellung vor.

In Boston hingegen blickt man im exquisit ausgestatteten Dutch Room des Isabella Stewart Gardner Museums seit über 30 Jahren auf teilweise leere Rahmen, die daran erinnern, dass hier 1990 der spektakulärste Kunstraub in der Geschichte der USA stattfand. Von den millionenschweren Bildern von Vermeer, Rembrandt oder Manet fehlt bis heute jede Spur. Das verschollene Rembrandt-Gemälde „Christus im Sturm auf dem See Genezareth“ – dessen einziges Seestück – mag sinnbildlich für die Gefahr stehen, in der sich Kunst in Kirchen, Museen und Privatsammlungen trotz aller Sicherheitsmaßnahmen befindet.

So wenig vorhersehbar wie die Frage, wann und wo das nächste Kunstwerk verschwindet, sind auch die Motive der Kriminellen – neben der Hoffnung auf Reichtum, der wohl auch die 2019 gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden zum Opfer fielen. Und so tappen die Behörden trotz mancher Erfolge oftmals im Dunkeln. Umso erfreulicher ist es, wenn auch der Kommissar Zufall das eine oder andere Kunstwerk wiederentdeckt, wie 2019 in Piacenza, als Gärtner beim Efeuschneiden einen Müllsack fanden… Die Auflösung zu dieser und anderen spannenden Fallgeschichten gibt es im Vortrag!

Eckdaten :

1969 : Kunstdiebstahl eines Caravaggio-Gemäldes aus dem Oratorium San Lorenzo, Palermo.

1974/1986/2001/2002 : Kunstraub bzw. -diebstähle aus dem Russborough House, Irland, v. a. von Altmeister-Gemälden (Vermeer, Rembrandt, Gainsborough, Goya etc.).

1979 : Kunstdiebstahl von Gotha: fünf Altmeister-Gemälde.

1990 : Kunstraub von Boston: 13 Kunstwerke, u. a. von Vermeer, Rembrandt, Manet und Degas.

1991 : Diebstahl von 20 Gemälden aus dem van Gogh-Museum Amsterdam.

2004 : Raub zweier Werke aus dem Munch-Museum in Oslo.

2005 : Diebstahl einer Moore-Skulptur aus der Henry-Moore-Stiftung in Perry Green.

2008 : Kunstraub von vier Gemälden der klassischen Moderne aus der Sammlung E. G. Bührle in Zürich.

2019 : Dresdner Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe.

Ihre Dozentin

Sonja Lucas ist Kunsthistorikerin, Sachbuchautorin, Lektorin und Dozentin in der Erwachsenenbildung und lebt in Aachen. Im Verlag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, für den sie seit rund 20 Jahren arbeitet, veröffentlichte sie unter anderem Wege zur Weihnacht. Entdeckungen in Deutschlands Denkmalen und Zu Gast im Denkmal. Historische Bauwerke bitten zu Tisch. Ihr besonderes Interesse gilt der Ikonographie, der Deutung von Motiven in der Kunst.

Lesetipps :

Amore, Anthony M./Mashberg, Tom Stealing Rembrandts. The Untold Stories of Notorious Art Heists, St Martin’s Griffin New York 2011.

Delavaux, Céline Kunst, die Sie nie sehen werden. Gestohlen, verschollen, zerstört, Prestel München, London, New York 2012 (Kapitel Gestohlen: S. 154–189).

Isabella Stewart Gardner Museum (Hg.) Stolen, Benna Books Carlisle/MA 2018.

Koldehoff, Nora und Stefan Aktenzeichen Kunst. Die spektakulärsten Kunstdiebstähle der Welt, DuMont Köln 2004.

Stiftung Schloss Friedenstein (Hg.) Wieder da! – Die Rückkehr der gestohlenen Meisterwerke, Ausstellung Gotha 2021/22 (Katalog erscheint voraussichtlich am 23.10.2021).