DER DEUTSCHE BAUERNKRIEG 1524-1526
Der Bauernkrieg war eine wirkliche Revolution, die Revolution des « Gemeinen Mannes », die sich schon Ende des fünfzehnten Jahrhunderts allmählich anmeldete, zum Beispiel in den Erhebungen des « Bundschuhs » am Oberrhein und später, 1514, in Württemberg in der Revolte des « Armen Konrads ». Zwischen Juni 1524 und September 1525 haben die Unruhen einen grossen Teil des Reichs erfasst, vom Süden des heutigen Niedersachsen bis zum Südtyrol. Zentren des Aufstands waren aber der deutsche Südwesten, vom Elsass bis zur Allgäu. In dieser Gegend verbreitete sich sehr schnell das Hauptprogramm des Aufruhrs, die sogenannten « Zwölf Artikel der Bauernschaft », wahrscheinlich in Memmingen verfasst.
Die Bauer standen nicht alleine : in mehreren Gegenden vereinigten sich Handwerker, Bergleute, ehemalige Landsknechte und sogar Städte mit ihnen, gegen ihre Gegner, die Adligen und die hohe Geistlichkeit. Die Hauptthemen waren Freiheit und « Göttlicher Recht », auf die Bibel gegründet. Interessanterweise waren es nicht unbedingt die ärmsten Gebiete wo Unruhen entstanden (in Norddeutschland und Ostelbien kam es nicht zur Empörungen). Die Leibeigenschaft war oft nur noch theoretisch und die Bauern hatten manche Rechte, aber sehr verschiedentlich in diesen zersplitterten Herrschaften. Diese Zersplitterung erklärt auch, daβ Koordination zwischen den agierenden Haufen ziemlich selten waren, obwohl es Proben eines « Bauernparlaments » gab.
Der Vortrag wird sich hauptsächlich mit drei verschiedenen Regionen und Fragen befassen :
- Die südwestlichen Aufstände zwischen Elsass und Bodensee, als reformistisch-revolutionnäre, demokratische Versuche.
- Die Thüringer Bewegung unter Thomas Müntzer, als Umriss einer theokratischen Herrschaft der « Erwählten ».
- Die Bemühungen Michael Gaismairs in Tyrol, und speziell in Südtirol, um die Schöpfung eine egalitäre und demokratische Bauern-und Knappenrepublik, ohne Adel.
Am Ende wird das grossartige, von Werner Tübke 1976-1987 geschöpftes Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen erwähnt, das meisterlich eine ganze Epoche ins zeitgenossischen Leben zurückruft.
Eckdaten :
Von 1460 bis 1517 : Konspirative Aufständen des « Bundschuhs » im deutschen Südwesten, insbesondere am Oberrhein.
Juni 1524 : Erste Erhebung des Bauernkriegs im Wutachtal, bei Stühlingen (Südschwarzwald), dann bei Nürnberg und in Mühlhausen, bei Erfurt.
Februar und März 1525 : Wirklicher Anfang des Aufstands, vornehmlich im Südwesten des Reichs und im Nordosten der Schweiz.
März 1525 : Rasche Verbreitung der in Memmingen verfassten « Zwölf Artikel der Bauernschaft », die das Hauptprogramm der Aufständische wurde.
16. April 1525 : In Weinsberg, bei Heilbronn, werden Graf Ludwig von Helfenstein und seine Ritter durch die Bauer des Neckartalers Haufen getötet.
17. April : Vertrag von Weingarten zwischen Georg Truchsess von Waldburg, Leiter des Heeres des Schwäbischen Bundes, und die Bauern des Seehaufens und des Allgäuer Haufens.
12. Mai : Vernichtende Schlacht von Böblingen, die den Aufstand in Schwaben sozusagen beendet.
15. Mai : Die von Thomas Müntzer geführten Thüringer Bauern und Städter werden in Frankenhausen durch ein Fürstenheer niedergemetzelt.
16., 17., 20. Mai : Die niederelsässischen Bauern werden in Lupstein, Zabern und Scherweiler vernichtend geschlagen durch die Armee von Herzog Anton von Lothringen.
9. Mai 1526 : Entwurf durch Michael Gaismair einer neuen Tiroler Landesordnung : das Land sollte eine egalitäre, christlich-demokratische Republik werden. Am 2. Juli wurden seine Truppen in der Schlacht bei Radstadt aufgerieben.
Ihr Dozent
Frank Muller ist in Strassburg geboren. Er hat zuerst Psychologie und Soziologie studiert und arbeitete als Psychologe und Schul-und Berufsberater in den siebziger und achziger Jahren. Dann hat er Geschichte und Kunstgeschichte studiert und promovierte 1990 über Heinrich Vogtherr den Ä., einen Künstler und Schriftsteller der Reformationszeit. Ab 1993 hat er Kunstgeschichte an der Universität Besançon gelehrt und von 2003 war er Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit in Nancy und in Strassburg. Seit 2011 ist er emeritiert. Er hat auch Ausstellungen geleitet.
Er hat mehrere Bücher und zahlreichen Artikel verfasst, inbesondere über Kunst und Reformation in Deutschland und in den Niederlanden. Sein letztes Buch ist die erste französische Monographie über Hans Baldung Grien (2019).
Lesetipps :
Günther Franz, Der deutsche Bauernkrieg, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1984 (Erste Auflage 1933).
Peter Blickle, Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes, München, Beck, 2012.
Michael Forcher, Michael Gaismair: das Leben des Tiroler Bauernführers (1490–1532) und sein revolutionäres Gesellschaftsmodell. Innsbruck, Haymon, 2020.
Günther Meiβner – Gerhard Murza, Bauernkrieg und Weltgericht. Das Frankenhauser Monumentalbild einer Wendezeit, Leipzig, Seemann, 1995